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Triage in der Augenheilkunde: So priorisieren erfolgreiche Praxen ihre Patienten

Zwei Augenärzte überlegen, wie sie die Wartezeiten in der Augenklinik verkürzen können.

Schweizer Augenarztpraxen stehen unter zunehmendem Druck. Die alternde Bevölkerung, die Zunahme chronischer Augenerkrankungen und der Fachkräftemangel führen dazu, dass die Nachfrage schneller steigt als die Versorgungskapazitäten.

In diesem Zusammenhang zeigt sich schnell, dass das Prinzip „Wer zuerst kommt, mahlt zuerst“ an seine Grenzen stösst. Genau hier wird das Triage-System in der Augenheilkunde zu einem wichtigen Hebel. Richtig strukturiert ermöglicht es, Patient:innen mit dem dringendsten Bedarf zu priorisieren und gleichzeitig den Patientenfluss sowie den Alltag des Teams zu verbessern.

Was versteht man unter Triage in der Augenheilkunde?

Wie in anderen Fachrichtungen bedeutet Triage in der Augenheilkunde, dass die Schwere einer klinischen Situation rasch eingeschätzt wird, um die angemessene Dringlichkeit für eine Behandlung festzulegen. Es geht nicht darum, eine endgültige Diagnose zu stellen, sondern Anfragen je nach Risiko für das Sehvermögen und potenzielle Dringlichkeit zu priorisieren.

Zu berücksichtigende Faktoren sind unter anderem:

  • Die Symptome des Patienten bzw. der Patientin
  • Deren Auftreten
  • Die Entwicklung der Symptome
  • Ob Schmerzen vorhanden sind
  • Der allgemeine medizinische Kontext

Warum eine strukturierte Triage in der Augenarztpraxis unverzichtbar geworden ist

In vielen Praxen basiert die Triage noch stark auf individueller Erfahrung, Intuition oder – wie in der Einleitung erwähnt – auf dem Prinzip „Wer zuerst kommt, mahlt zuerst“. Dieser Ansatz kann in kleinen Strukturen funktionieren, stösst jedoch schnell an seine Grenzen, sobald das Anruf- und Anfragevolumen steigt.

Eine nicht strukturierte Triage birgt mehrere Risiken:

  • Verzögerungen in der Versorgung
  • Unübersichtliche Terminplanung
  • Überlastung des Sekretariats
  • Ein Gefühl des Kontrollverlusts im Team

Durch eine effizientere Patientensteuerung gewinnen Sie Zeit und können sich auf Situationen mit hoher klinischer Relevanz konzentrieren.

Die drei Triage-Stufen in der Augenheilkunde

Die meisten Augenarztpraxen arbeiten mit einer einfachen Dreistufen-Klassifikation, etwa dem Rome Eye System for Scoring Urgency and Emergency (RESCUE). Diese drei Stufen sind häufig mit einem Farbsystem (Rot, Orange, Gelb) verbunden. Der Vorteil liegt in der einfachen Verständlichkeit und schnellen Anwendung, insbesondere für administrative Teams.

Die grösste Einschränkung bleibt jedoch die Subjektivität, wenn die Kriterien nicht klar definiert sind. Ohne einen klaren Rahmen können zwei Personen dieselbe Situation unterschiedlich einstufen.

Kategorie Beschreibung Empfohlener Zeitraum
Notfall (rot) Situation mit direkter Gefährdung des Sehvermögens Sofort / innerhalb weniger Stunden
Dringend (orange) Kurzfristiges Risiko möglich 24 bis 48 Stunden
Nicht dringend (gelb) Stabile Situation Mehrere Tage bis Wochen

Ophthalmologische Notfälle (sofortige Behandlung erforderlich)

Bestimmte Situationen müssen sofort erkannt werden, da sie das Sehvermögen unmittelbar gefährden. Zu den häufigsten Warnsignalen zählen:

  • Plötzlicher, anhaltender Sehverlust
  • Starke Augenschmerzen
  • Schmerzhaft gerötetes Auge
  • Frische Augenverletzungen

Ein Netzhautablösung-Verdacht, ein intraokularer Fremdkörper oder chemische Verätzungen erfordern ebenfalls ein sofortiges Eingreifen. Schliesslich deuten auch neurologische Begleitsymptome (Sprachstörungen, Lähmungen, starke Kopfschmerzen) auf eine dringende Abklärung ausserhalb der Praxis hin.

Dringende Situationen (Behandlung innerhalb von 24 bis 48 Stunden)

Andere Situationen stellen zwar keine akute Bedrohung dar, sollten jedoch rasch beurteilt werden. Beispiele dafür sind:

  • Neu aufgetretene Doppelbilder
  • Verzerrtes Sehen
  • Rötung mit Ausfluss
  • Anhaltende Sehverschlechterung ohne Schmerzen

Situationen ohne sofortigen Handlungsbedarf

Bestimmte Beschwerden sind zwar unangenehm, stellen jedoch kurzfristig keine Gefahr für das Sehvermögen dar. Solche Fälle können nachrangig behandelt werden, sobald die dringenden Anfragen versorgt wurden.

Unsere Lösungen zur Reduktion des administrativen Aufwands in Augenarztpraxen

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Triage-Methoden erfolgreicher Augenarztpraxen

Die effizientesten Augenarztpraxen haben eines gemeinsam: Die Triage wird nicht improvisiert, sondern basiert auf klaren, praxisnahen Methoden. Ziel ist es nicht, die Abläufe zu verkomplizieren, sondern im Gegenteil, Entscheidungen schneller und einheitlicher zu treffen.

Erweiterte und individuell angepasste Scoring-Systeme

Es wird empfohlen, Klassifikationen individuell auf die Praxis anzupassen und auf die eigene Erfahrung abzustimmen. So sparen Sie Zeit bei der Dokumentation und können Patient:innen effizienter einstufen.

Konkret kann das bedeuten, dass Sie ein vereinfachtes Punktesystem verwenden, das vom Team bereits beim Erstkontakt angewendet wird. Einige Praxen vergeben Punkte z. B. nach folgenden Kriterien: plötzliches Auftreten der Symptome, Vorhandensein von Schmerzen, objektivierbare Sehverschlechterung oder traumatischer Kontext. Ein hoher Score löst automatisch eine schnelle Konsultation aus, während ein niedriger Score auf eine spätere Behandlung oder eine telefonische Beratung hinweist.

Dieser pragmatische Ansatz, inspiriert von Modellen wie RESCUE, aber lokal angepasst, ermöglicht es, Entscheidungen zu standardisieren ohne übermässige Starrheit.

Zusammenarbeit mit zuweisenden Ärzt:innen

Eine effektive Triage endet nicht an der Praxistür. Die besten Zentren arbeiten eng mit zuweisenden Ärzt:innen zusammen. Eine verlässliche Zusammenarbeit mit Partnern, die regelmässig Patient:innen überweisen, erleichtert die Organisation. Wenn Sie deren Praxisabläufe gut kennen, können Sie frühzeitig auf Anfragen reagieren und Patient:innen je nach Dringlichkeit schneller einplanen. Diese Koordination verbessert die Priorisierung und macht den Behandlungsweg effizienter.

Sie können Patient:innen, deren Fall keine sofortige fachärztliche Betreuung erfordert, auch an eine:n Hausärzt:in oder andere passende Fachpersonen weiterverweisen.

Durch dieses gegenseitige Verständnis lassen sich Anfragen besser antizipieren, ungeeignete Konsultationen vermeiden und wirklich dringende Fälle schneller behandeln.

Kontinuierliche Verbesserung dank Erfahrungsrückmeldung

Kein Triage-System ist perfekt. Die erfolgreichsten Augenarztpraxen sind diejenigen, die sich die Zeit nehmen, ihre bisherigen Entscheidungen regelmässig zu analysieren.

Die Nachbesprechung eines unterschätzten oder überpriorisierten Falls hilft dabei, Warnsignale zu identifizieren, die übersehen oder falsch interpretiert wurden. Solche Fälle können in Teambesprechungen thematisiert werden, um die Kriterien zu verfeinern und die Entscheidungsgrundlagen anzugleichen. Dieser gemeinsame Lernprozess verankert die Triage in einer Kultur der kontinuierlichen Verbesserung – zum Nutzen von Patient:innen und Team.

Triage aus der Ferne und Pre-Triage in modernen Praxisorganisationen

Mit der Weiterentwicklung der medizinischen Praxis integrieren immer mehr Praxen die Pre-Triage in ihren Alltag. Durch das Sammeln von Informationen vor dem eigentlichen Termin kann bereits beim ersten Kontakt eine bessere Einschätzung erfolgen.

Mehrere Studien belegen, dass die Triage aus der Ferne – insbesondere im Rahmen der Teleophthalmologie – die Priorisierung verbessern kann. Innerhalb weniger Minuten lässt sich der Zustand der Patient:innen erfassen und gemäss den internen Triage-Kriterien einstufen oder gegebenenfalls ein Verzicht auf eine Konsultation empfehlen.

KI als Triage-Hilfe

Künstliche Intelligenz eröffnet neue Möglichkeiten. Eine Studie, veröffentlicht in Digital Health, zeigte, dass ein gut trainierter Chatbot eine erste Triage mit ähnlicher Qualität wie Augenärzt:innen durchführen kann.

Eingesetzt als Unterstützungstool kann diese Technologie helfen, Symptome strukturiert zu erfassen, den administrativen Aufwand zu senken und Patient:innen effizienter zu leiten. Ziel ist es nicht, medizinisches Fachwissen zu ersetzen, sondern mehr Zeit für komplexe Fälle zu schaffen, in denen Ihre Expertise gefragt ist.

Auf dem Weg zu einer effektiveren augenärztlichen Triage

Angesichts des steigenden Drucks im Bereich der Augenheilkunde ist eine strukturierte Triage heute unerlässlich. Mit den hier vorgestellten Empfehlungen kann die Triage zu einem strategischen Werkzeug werden, das wertvolle Zeit für die eigentliche Behandlung schafft.

Quelle