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Digitale Strategie

Warum setzt sich das elektronische Patientendossier (EPD) in der Schweiz nur schwer durch?

Veröffentlicht am 06/05/2025

EPD in der Schweiz: Woran hakt’s?

Inhaltsverzeichnis

Als Gesundheitsfachperson haben Sie bestimmt schon vom elektronischen Patientendossier (EPD) gehört. Trotz seiner potenziellen Vorteile bleibt seine Verbreitung bei Patient:innen in der Schweiz jedoch begrenzt.

In diesem Artikel erfahren Sie, welche kritischen Punkte das EPD betreffen, warum seine Einführung stockt und welche Lösungen helfen könnten, die Nutzung zu fördern.

 

Was ist das elektronische Patientendossier (EPD)?

Das EPD ist ein gesichertes digitales Dossier, das persönliche Gesundheitsinformationen wie medizinische Berichte, Untersuchungsergebnisse und laufende Behandlungen enthält. Dieses Dossier ermöglicht den Austausch medizinischer Informationen zwischen Patient:innen und Gesundheitsfachpersonen.

Vielleicht gehören Sie bereits zu den Fachpersonen, die verpflichtet sind, das elektronische Patientendossier anzubieten!

 

Wie steht es aktuell um die Verbreitung des EPD in der Schweiz?

Obwohl das EPD bereits 2017 eingeführt wurde, ist seine Verbreitung nach wie vor gering. Gemäss einer von OneDoc in Zusammenarbeit mit Farner und MIS Trend durchgeführten Studie besitzen nur 16% der befragten Schweizer:innen ein EPD.

Dieser Wert liegt jedoch über den Zahlen des Bundes, die im August 2024 eine Nutzung durch 72’000 Personen auswiesen, was darauf hindeutet, dass das EPD seitdem an Popularität gewonnen hat.

 

Nutzung des EPD in der Schweiz

Auch bei den EPD-Nutzer:innen bleiben die Nutzungszahlen tief:

 

  • Nur 21% greifen bei jedem Arztbesuch auf ihr EPD zu.
  • 44% nutzen ihr EPD kaum.
  • 24% haben sich noch nie eingeloggt.

 

Zudem weiss ein grosser Teil der Bevölkerung nicht einmal, dass das EPD existiert. Laut unserer Studie betrifft dies rund 40% der Befragten. Dies zeigt ein klares Defizit an Aufklärung und Engagement bezüglich dieses digitalen Tools.

 

Warum entscheiden sich Schweizer:innen (nicht) für das EPD?

Hauptmotivationen der aktuellen Nutzer:innen

Unter den Patient:innen, die ein EPD eingerichtet haben, sind die wichtigsten Beweggründe die zentrale Ablage von Gesundheitsinformationen sowie der permanente Zugriff auf ihre medizinischen Daten.

➡️ Rund 40% der EPD-Inhaber:innen haben ihr Dossier auf Empfehlung einer Gesundheitsfachperson eröffnet.

Die Vorteile des EPD beschränken sich übrigens nicht nur auf Patient:innen. Auch für Gesundheitsfachpersonen bietet das EPD die Möglichkeit, den administrativen Aufwand zu reduzieren und den Datenaustausch mit Kolleg:innen zu erleichtern.

 

Warum kennen viele Schweizer:innen das EPD noch nicht?

Ein wesentlicher Faktor ist der Mangel an Aufklärung: Während etwa 40% der Nutzer:innen ihr EPD aufgrund einer Empfehlung durch eine Fachperson eröffneten, gaben 30% der Nichtnutzer:innen an, dass ihr:e Ärzt:in sie nicht dazu ermutigt habe.

Als Gesundheitsfachperson sind Sie somit die zentrale Bezugsperson für Ihre Patient:innen in Bezug auf das EPD und können seine Nutzung entscheidend beeinflussen.

Hinzu kommt, dass 40% der befragten Patient:innen noch nie vom EPD gehört haben. Dieses fehlende Wissen behindert die Einführung des EPD und mindert die möglichen Vorteile für das Gesundheitssystem.

 

Die wichtigsten Hürden bei der Einführung des EPD im Überblick

Mehrere Faktoren bremsen die Verbreitung des EPD:

 

  • Bedenken bezüglich der Datensicherheit: Etwas mehr als 10% der Befragten äusserten Sorgen über den Schutz ihrer persönlichen Informationen. Dabei ist das EPD in Bezug auf Datensicherheit sehr zuverlässig.
  • Fehlende Motivation durch Gesundheitsfachpersonen: 30% der Patient:innen wurden von ihrem Arzt oder ihrer Ärztin nicht zur Nutzung des EPD ermutigt.
  • Wahrgenommener geringer Nutzen: 10% der Befragten sehen keinen Mehrwert in der Nutzung des EPD.

 

Wie können Sie die Nutzung des EPD bei Ihren Patient:innen fördern?

Wie wir gesehen haben, spielen Sie als Gesundheitsfachperson eine Schlüsselrolle bei der Verbreitung des EPD.

Folgende Ansätze können helfen:

 

  • Informieren Sie Ihre Patient:innen: Erklären Sie die Vorteile des EPD, wie die zentrale Ablage von Gesundheitsdaten und die Verbesserung der Koordination von Behandlungen.
  • Ermutigen Sie aktiv zur Nutzung: Helfen Sie Ihren Patient:innen beim Eröffnen eines EPD oder leiten Sie sie an offizielle Informationsquellen wie patientendossier.ch weiter.
  • Schaffen Sie Vertrauen in die Datensicherheit: Beruhigen Sie Ihre Patient:innen in Bezug auf den Schutz ihrer persönlichen Daten, indem Sie die bestehenden Sicherheitsstandards hervorheben.
  • Integrieren Sie das EPD in Ihre Praxis: Nutzen Sie das EPD aktiv, um relevante Dokumente mit Ihren Patient:innen zu teilen und seinen Nutzen greifbar zu machen.
OneDoc Tip

Der Nutzen des EPD hängt stark davon ab, wie konsequent es sowohl von Patient:innen als auch vom medizinischen Fachpersonal eingesetzt wird.

Wenn Sie vom EPD überzeugt sind, sollten Sie aktiv zur Sensibilisierung Ihrer Patient:innen beitragen und sie bei der Nutzung digitaler Tools begleiten.

So können Sie einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung des Zugangs zur Gesundheitsversorgung, zur Qualität der medizinischen Betreuung und zur allgemeinen Patient:innenerfahrung im Schweizer Gesundheitssystem leisten.

Methodologie der Studie

Die Umfrage wurde im März 2025 von OneDoc in Zusammenarbeit mit Farner und MIS Trend online durchgeführt. Befragt wurden 1’124 Schweizer:innen ab 18 Jahren (396 in der Romandie, 434 in der Deutschschweiz und 294 im Tessin). Die maximale Fehlermarge beträgt ±2.9% auf nationaler Ebene. Die Daten wurden gewichtet, um die regionale und sprachliche Repräsentativität sicherzustellen.

Entdecken Sie alle Ergebnisse unserer Studie in unserer Medienmitteilung!

 

Weitere Quellen

  • Bundesamt für Gesundheit BAG – Das elektronische Patientendossier in Zahlen
  • patientendossier.ch – Alle Gesundheitsinfos sicher an einem Ort. Das EPD wirkt.
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