Zurück

Allgemeinmediziner

Farbe bekennen: Hat die weisse Arbeitskleidung in Arztpraxen ausgedient?

Veröffentlicht am 05/11/2024

Ist weisse Kleidung für medizinisches Personal immer noch ein Muss?

Inhaltsverzeichnis

Arztpraxen und ihre Mitarbeitenden werden immer bunter! Gehört die weisse Arbeitskleidung also bald der Vergangenheit an? Auch wenn Weiss bei der Arbeitskleidung immer noch vorherrschend ist – nicht umsonst wurden und werden Ärztinnen und Ärzte auch als Götter in Weiss betitelt  fallen vermehrt farbliche Akzente ins Auge. Woher kommt der Trend zum “Farbe bekennen” und was sind die Vorteile für die Arztpraxis?

 

Weisse Arbeitskleidung und ihre Ursprünge

Die Wahl der Farbe Weiss hatte ursprünglich vor allem praktische Gründe. Nur weisse Kleidung konnte bei sehr hohen Temperaturen gewaschen, respektive gekocht werden. Ausserdem steht Weiss grundsätzlich für Sauberkeit und Reinheit. Diese kulturelle Assoziation macht durchaus Sinn, sind Schmutz und Flecken und damit potentielle Krankheitserreger doch auf weisser Kleidung besonders gut zu erkennen. Heute jedoch lassen sich auch farbige Stoffe bei sehr hohen Temperaturen waschen. Sind damit der freien Farbwahl für die Arbeitskleidung in der Praxis keine Grenzen mehr gesetzt?

«Während meiner Praxistätigkeit habe ich entweder ein weisses “Schürzchen” oder ein Polo getragen. Die Schuhe mussten geschlossen, der Schmuck dezent sein. In der einen Praxis, in der ich arbeitete, mussten wir zudem weisse Hosen tragen. Für die fast ausnahmslos weiblichen MPAs war dies aus naheliegenden Gründen nicht immer angenehm… Grundsätzlich ist es sicher so, dass Weiss bei Vielen immer noch signalisiert, dass sie es hier mit einer medizinischen Fachperson zu tun haben, zu der eine gewisse Distanz bewahrt werden muss. »

Jessica Ferreira, ehem. Med. Praxisassistentin

Weisse Arbeitskleidung als Standesmerkmal

Während beim Praxispersonal vermehrt Farbtupfer in Form von bunten Oberteilen zu sehen sind, scheinen Ärztinnen und Ärzte der weissen Arbeitskleidung eher treu zu bleiben. Weniger aus praktischen, sondern eher aus Gründen des Prestiges greift die Ärzteschaft zum weissen Kittel.

Die Farbe signalisiert eine gewisse Hierarchie und Distanz zu den Patient:innen. Der Arzt/die Ärztin wird dank dem Auftritt in Weiss sofort als Gesundheitsfachperson erkannt, die es zu respektieren gilt. Welchen Effekt das Weiss hat, wird daher umso deutlicher, vergegenwärtigt man sich der Tatsache, dass Psychiater:innen oder auch Kinderärztinnen und -ärzte fast nie in Weiss auftreten.

Doch auch Allgemeinmediziner:innen werden auf lange Sicht weniger im klassischen, langärmligen und zugeknöpften Kittel anzutreffen sein. In Grossbritannien und den Niederlanden sind langärmlige Kittel sogar bereits seit längerem verboten  aus Gründen der Hygiene. Auch hierzulande greifen Ärztinnen und Ärzte zunehmend zum (weissem) Polo und zur (weissen) Hose. Weiss ist zumindest aktuell noch die beliebteste Farbe, der Look wird aber zunehmend lässiger.

Eine Studie der Spitalhygiene des Universitätsspitals Zürich untersuchte kürzlich den Einfluss der Arbeitskleidung der Spitalmitarbeitenden auf die Patientenschaft:

 

«Wir konnten zeigen, dass das Erscheinungsbild von Ärztinnen und Ärzten von den Patienten – teils bewusst, teils unbewusst – durchaus wahrgenommen wird. Weil es sogar Auswirkungen auf den Erfolg der Behandlung haben kann, lohnt es sich, die Kleidung gezielt an das Umfeld und die damit verbundenen Erwartungen der Patientinnen und Patienten anzupassen. Dieser Aspekt wurde bisher bei der Kleiderwahl wenig beachtet.»

Hugo Sax, Prof. Dr. med., Leiter der Spitalhygiene am Universitätsspital Zürich und Studienleiter

 

Gekonntes Selbstmarketing und Branding dank einheitlicher Farbpalette

Aufmerksame Patient:innen beobachten heute vermehrt, dass vor allem Medizinische Praxisassistent:innen aber auch die Ärzteschaft selbst in einer bunten “Uniform” erscheinen: Vom grünen Polo bis zum violetten Kittel ist alles anzutreffen.

Meist sorgt dabei ein gedrucktes oder gesticktes Praxislogo für zusätzliche Identifikation mit der Praxis und für einen einheitlichen Auftritt des Praxisteams. Dieser Effekt ist in der heutigen Zeit ein grosser Vorteil für Arztpraxen. Letztere sind sich mehr denn je ihrem eigenen Auftritt bewusst und möchten diesen im Sinne eines überzeugenden Selbstmarketings für sich nutzen.

Vom Online-Auftritt, über das Logo bis hin zur Praxiseinrichtung und Kleidung, der Trend geht zu einem einheitlichen und vor allem durchdachten Praxisauftritt. Dafür holen sich Arztpraxen vermehrt auch Unterstützung durch Marketingagenturen, die genau wissen, was bei der Patientenschaft ankommt. Eine Arztpraxis zielt darauf ab, eine langfristige Bindung zu ihren Patient:innen aufzubauen, dafür bracht es ein überzeugendes Image und einen originellen, sympathischen Auftritt.

Medizinische Assistentin auf OneDoc

Sie nutzen OneDoc Pro noch nicht?

Buchen Sie eine kostenlose Demo!

Ähnliche Themen